Drei Fragen an das E3 Ensemble

Drei Fragen an das E3 Ensemble

IN ARBEIT ist eine Wiederaufnahme einer Produktion, die ihr bereits 2023 entwickelt habt. Zwischenzeitlich gab es eine Überarbeitung unter dem Titel In Arbeit In Arbeit. Könnt Ihr was zur Entwicklung dieses Stückes sagen?

Das Stück entwickelt und schärft sich aber praktisch von selbst weiter, ohne dass wir dafür große textliche oder inszenatorische Anpassungen machen müssen. Das passiert über die Außenwahrnehmung und aufgrund der Tatsache, dass in den letzten zwei Jahren auf klimapolitischer Ebene kein Handeln und Umdenken im großen Stil stattgefunden hat. Und obwohl wir bei der Uraufführung IN ARBEIT gehofft hatten, dass das Stück irgendwann an Aktualität verlieren wird, sind wir der Meinung, dass die Thematik durch Aktionen jeglicher Art – in unserem Fall durch unsere künstlerische Arbeit – immer wieder und immer öfter ins Zentrum des gesellschaftlichen Diskurses gerückt werden muss. Die Klimakrise betrifft uns nun mal alle. Für die Wiederaufnahme haben wir minimale Textänderungen vorgenommen, um IN ARBEIT auf dem aktuellsten Stand zu halten.

In Eurer Produktion beschäftigt Ihr euch mit dem komplexen Thema der Klimakrise. Wie war Eure inhaltliche Herangehensweise an diesen großen Themenkomplex?

Die Klimakrise ist ein großes und heißes Themenfeld, dem wir uns durch viel Recherchearbeit und Diskussionen angenähert haben. Wir wollten aber auf keinen Fall ein moralisches Stück über die Klimakrise machen, vielmehr wollten wir unsere eigenen Unzulänglichkeiten und auch Widersprüchlichkeiten im Zusammenhang mit diesem komplexen Thema darstellen und für das Publikum sinnlich erfahrbar machen. Uns war wichtig zu zeigen, dass man mit einer Bewertung in „gut“ und „schlecht“ oder mit reinen Schuldzuweisungen am falschen Dampfer unterwegs ist. Wir merken, dass wir alle mit der Thematik überfordert sind: bereits im Kleinen - wenn es etwa um das Mülltrennen geht - und erst recht im Großen, wenn wir uns gegenüber der politischen Untätigkeit ohnmächtig fühlen. Dabei empfinden wir Selbstironie und unseren skurrilen Humor in Sprache und Körperausdruck gerade bei diesem Thema als wichtigen Türöffner, der helfen kann, Kritik annehmbar zu machen. Egal ob das Publikum über die Personen auf der Bühne oder über sich selbst lacht, weil es sich selbst bei etwas ertappt – Lachen ist großartig. Und hilft.

Ihr seid ein Kollektiv, das E3 Ensemble – was bedeutet kollektivistische Arbeit für Euch im konkreten Tun? Und: Woher kommt eigentlich Euer Name, E3 Ensemble?

Wir arbeiten basisdemokratisch auf Augenhöhe mit allen Ensemblemitgliedern auf und hinter der Bühne. Alle unsere Meinungen sind gleichwertig und wir stellen mit Blick aufs große Ganze unser eigenes Ego hintan. Unser inhaltliches Arbeiten lässt immer alle kreativen Ideen zu, auch wenn das bedeutet, dass wir uns lange im Unwissen und Experimentieren aufhalten. Wir umarmen das anfängliche Chaos gern, weil alle das Vertrauen haben, dass am Schluss eine Theaterperformance dabei herauskommt, hinter der alle stehen können. Alle Beteiligten haben immer das Gefühl, neue Vorschläge, scheinen sie einem selbst auch noch so blöd, offen aussprechen zu können. Wir respektieren und wertschätzen einander und können genau deshalb bei der Entwicklung der Stücke und bei der Performance auf der Bühne sehr direkt und tiefgehend miteinander arbeiten. Das ist kollektivistisches Arbeiten für uns.

Der Stücktext, die Figuren, die Bewegungen, die Inszenierung und die Regie – alles wird gemeinsam ohne hierarchische Strukturen erarbeitet. Wir sehen den Mehrwert unserer kollektivistischen Arbeit klar in der Diversität von Ideen und Meinungen und finden deshalb: mehr ist mehr.
Der Name E3 Ensemble hat für uns heute die Bedeutung, dass wir zu dritt das Kernteam bilden. Die ursprüngliche Bedeutung empfinden wir als nicht mehr so elegant, oder sagen wir eher: peinlich. Und obwohl wir sehr gerne peinlich sind, behalten wir das jetzt erstmal noch für uns.

Die Fragen stellte Hannah Lioba Egenolf.