Bereits 2021 haben wir Helena Adlers Roman Die Infantin trägt den Scheitel links gemeinsam mit ihr auf die Bühne gebracht – das war initiiert vom Toihaus Salzburg und dem Literaturfest Salzburg. Nach dieser Arbeit haben wir eigentlich direkt gedacht: Wir könnten noch ein zweites Stück machen. Doch dann ist Helena Adler 2024 verstorben. Mirjam war Teil einer Gruppe, die sie bis zum Schluss begleitete. Auf Helena Adlers Wunsch hin haben wir uns erneut ihren literarischen Texten gewidmet, um ihre Werke am Leben zu halten. Diesmal handelt es sich um eine performative Stückentwicklung – ihre Worte sind für uns Impuls, uns in Bewegung zu setzen.
Drei Fragen an Mirjam Klebel & Nicola Schößler
Wie kam es dazu, dass Ihr mit den Texten von Helena Adler einen Theaterabend entwickelt? Und was war Euer Ausgangspunkt in der gemeinsamen Probenarbeit?
Euer Projekt ist ja interdisziplinär gedacht, Ihr und Euer Team kommt aus den Bereichen der Bildenden Kunst, der Performance, der Musik, der Choreografie etc. Was heißt das für die Probenarbeit? Und was erwartet das Publikum?
Wir machen keine Theaterarbeit im konventionellen Sinn, denn wir haben unterschiedliche künstlerische Backgrounds und wechseln an diesem Abend nahtlos von einem zum anderen. In unseren Proben haben wir Helena Adlers Schreiben innerhalb unserer jeweiligen Disziplinen bearbeitet und dieser wichtigen Stimme der österreichischen Literatur nachgespürt. Dabei vertrauen wir auf einen Ausspruch von Helena gegenüber Mirjam: „Du tanzt so wie ich schreibe.“
Woher kommt der Titel Eures Projekts Krepierkenntnis*. Ein Verdauungsvorgang und was bedeutet er für Euch?
Der Titel ist eine Wortschöpfung von Helena Adler und stammt aus dem posthum veröffentlichten Band Miserere. Auch in ihren anderen Werken hat sie sich mit der „Zumutung des Sterblichseins“ auseinandergesetzt, mit der „Welkwehmut“, dem „Existierzorn“ und eben der „Krepierkenntnis“. Alldem setzt sie die Kraft ihrer Sprache entgegen. Ihr Erzählen ist immer auch ein Erzählen gegen den Tod. Für uns bedeutet der Titel eine Gleichzeitigkeit: Einerseits das Wissen um die Endlichkeit, aber auch die Lust an der Lebendigkeit.
Die Fragen stellte Hannah Lioba Egenolf.