ON THE EDGE #7

Söhne, die ihre Väter tragen. Eine Trapezkünstlerin, die Fragen hat. Eine scheinbar unzählbare Menge an Jonglierbällen als Bild für den Zufall, der Chaos und Schönheit in sich birgt. Körperliche Präzision, ästhetische Entdeckungen und eine Kunstform, die Akrobatik, Tanz, Performance, Bildende Kunst oder auch Spoken Word in sich vereinen kann: Der experimentelle Zirkus ist in der Stadt!

ON THE EDGE ist ein Festival, das gekommen ist, um zu bleiben und deswegen rückwärts gezählt wird. Die #7 findet vom 03. bis 11. November 2023 statt und zeigt Produktionen, die traditionelle Zirkustechniken aus ungewohnten Perspektiven betrachten und neue Formen des zirzensisch-performativen Erzählens finden. Künstler_innen aus Österreich, Deutschland, Schweiz, Belgien, den Niederlanden und Israel präsentieren dabei aktuelle Entwicklungen im zeitgenössischen Zirkusschaffen.

Als Festivalauftakt wird die neue Heimat des Festivals, die Spielstätte Kabelwerk, mittels zirzensisch-akrobatischem Tanz aus einem historischen, sozialen und baulich-architektonischen Blickwinkel betrachtet. Tanja Peinsipp und Susa Siebel erforschen in 195-05-21 das Spannungsverhältnis zwischen Ort und Körper.

Der Seiltänzer Josef Eisemann wollte das große Spektakel inszenieren als er 1949 mit seiner Tochter auf den Schultern auf einem Seil den Wiener Donaukanal überquerte. Doch die aus der finanziellen Not heraus entstandene Idee, mittels gewagter Seiltanztechnik eine zahlende Menge zu unterhalten, endete mit dem Tod von Vater und Tochter. ON THE EDGE erinnert mit der ersten Eigenproduktion Eisemann des Regie-Duos Victoria Halper und Kai Krösche sowie der Akrobatin Aurelia Eidenberger an die traditionsreiche Wiener Zirkusgeschichte und wagt sich in experimentelle Erzählformen vor.

Ein Bild, darauf ein Kind, das von einer Vaterfigur getragen wird. Der Gedanke daran, den eigenen Vater mal zu tragen, wenn dieser alt ist. Carrying My Father der THERE THERE Company ist eine akrobatische Performance über das Tragen und Getragen werden, über Festhalten und Loslassen.

Den Wunsch nach Antworten auf alle Fragen loslassen. Laurence Felber fragt in Questions to the endless sich, ihr Alter Ego und das Publikum, mit Augenzwinkern und Humor, warum wir so viele Fragen haben.

Ein Schleuderbrett ist eigentlich für mindestens zwei Akrobat_innen gedacht – doch Luuk Brantjes hat für LONE das Schleuderbrett neu gedacht und daraus eine Hommage an das Alleinsein und an das erfinderische Selbst, das sich auch alleine wohl fühlt, kreiert.

Präzision, Chaos und Zufall bestimmen die Performance von Stefan Sing, der in entropía mit der Jonglage von über 100 Jonglierbällen einen meditativen Sog erzeugt.

Wo liegt die Grenze des physischen Körpers und was passiert, wenn die Technik übernimmt? – für Ofir Yudilevitch in Hands up im doppelten Wortsinn als Zirkustechnik und künstliche Technologie zu verstehen.

Als Festival, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die zirzensische Kunst in ihrer De- und Rekonstruktion zu fördern, zeigt ON THE EDGE im Rahmen von circus re:searched ein Work-in-Progress Showing der Company Fenfire, die in Fabrics of Circus das Kostüm als flexible Skulptur mittels Objektmanipulation befragt. Verena Schneider entwickelt ihre Performance Erde und Plastik weiter und verwebt Handstandakrobatik mit den Themen Kontrolle, (Selbst-)Optimierung und persönliche Freiheit.

Für beide Veranstaltungen ist eine Anmeldung an reservierung@theater-am-werk.at erforderlich.

Das Format coffee&circus eröffnet einen Vernetzungs- und Diskursraum für die lokale Zirkusszene – dieses Jahr mit der Vorstellung von TRAP, Trainingszentrum Rappachgasse für u.a. zeitgenössischen Zirkus, und einem theoretischen und praktischen Input von Michael Isenberg zum Thema „(Zirkus-)Dramaturgie?“.

Für coffee&circus ist eine Anmeldung an info@ontheedge.at erforderlich.

Wie sehr sich der Zirkus in weitere Kunstformen hineinwagt, zeigen die begleitenden Video- und Fotoausstellungen sowie die Präsentation von Kurzfilmen in Kooperation mit dem deutsch-französischen Kultursender arte. Künstler_innengespräche geben dem Publikum Einblick in Kreationsprozesse und laden zum Austausch ein. Zirzensische Kunst gemeinsam neu entdecken!

PS: Es gibt auch Popcorn!

An jedem Festivaltag finden zwei bis drei Vorstellungen statt. Für die ersten und letzten beiden Festivaltage können sowohl Einzel- als auch Tagestickets gekauft werden, für den restlichen Festivalzeitraum stehen ausschließlich Tagestickets zur Verfügung. Für die Performances Fabrics of Circus sowie Erde und Plastik bitten wir um Anmeldung an reservierung@theater-am-werk.at. In den Foyers oben und unten sind Ausstellungen und Videoscreenings zu sehen. Für dieses Rahmenprogramm ist kein Ticket und keine Anmeldung erforderlich.